Das Gurtengärtli in Bern, Bild von Isabel Plana

Dreimal einzigartig

Für das Projekt «Gartenkind» hat Bioterra, verteilt in der ganzen Schweiz, sechs Gärten angelegt, in denen Kinder gärtnern können. Einige dieser Regionalgärten sind auch für die Öffentlichkeit frei zugänglich und bieten als eine Art Schaugärten Inspiration für Besucherinnen und Besucher. Unterstützt wird das ganze Projekt unter anderem vom Migros Kulturprozent.

Von Isabel Plana

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Der Pionier

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Von der Bergstation der Gurtenbahn sind es nur wenige Schritte und zwei nicht zu unterschätzende Bahnübergänge der Kleineisenbahn, bis man da ist: am Tor zum Gurtengärtli, einem kleinen Paradies. Jetzt im April ist davon noch nicht so viel zu sehen, die Natur ist erst am Erwachen. Aber Schachbrettblumen, Küchenschellen und Wildtulpen haben ihre Knospen schon geöffnet. Demnächst werden Gartenkinder die Beete mit neuem Leben füllen, während Beerensträucher, Stauden und Wildgehölze von alleine wieder austreiben und nach und nach einen grünen Vorhang ums Gurtengärtli ziehen. Die ersten Wildbienen sind aus dem Insektenhotel ausgeflogen, und der Igel ist aus dem Asthaufen, wo er den Winter verschlafen hat, hervorgekrochen.

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Das Gurtengärtli in Bern, Bild von Isabel Plana
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Die Naur entdecken und selber Hand anlegen, das können Kinder im Gurtengärtli. Bild von Isabel Plana.

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Über den Sommer und bis in den Frühherbst hinein wird der Garten seine volle Pracht entfalten und vor vielfältigem, wildem und kunterbuntem Leben nur so strotzen. Der Wind wird den Duft von Wildpflaume, Melonensalbei und Rosenmelisse durch den Garten tragen und die aus kleinen Tontöpfen gebastelten Klangspiele klimpern lassen. Hier oben auf dem Gurten, hoch über der Hauptstadt, legte Bioterra 2016 mit dem Gurtengärtli den ersten regionalen «Gartenkind»-Garten an. 600 m2, auf denen die Kinder die Natur entdecken können. Ein naturnaher, vielfältiger Bio-, Schau- und Klanggarten, frei zugänglich auch für Spaziergängerinnen und Besucher auf dem Gurten. Ein Vorbild für alle anderen Regionalgärten, die in den kommenden Jahren folgen sollen. Ein gelungenes Experiment, das aber noch lange nicht zu Ende ist. «Unsere Vision ist, den Weg weiterzugehen in Richtung eines überraschenden Gartens, in dem man eintauchen, sich wohlfühlen und inspirieren lassen kann», sagt Alexandra Schafroth, Co-Leiterin des Gurtengärtli. «Vor allem im Gemüsebereich, bei den einjährigen Kulturen, probieren wir laufend Neues aus, zum Beispiel Kichererbsen, Stachys oder Haferwurzel.»

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Gurtengärtli - Köniz BE

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CHARAKTERISTIK: Biodiverser und naturnaher Besucher*innen-Magnet auf dem Berner Hausberg
GÄRTNERN MIT KINDERN: Jeden Mittwoch- und Sonntagnachmittag von Ende März bis Ende Oktober.
ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICH: Immer
ORT: Im «Gurten – Park im Grünen» auf dem Gurten BE

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Der Charmante

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Ein bisschen erinnert es an Versailles, das Gärtli im Park in Münchenstein, mit seinen symmetrisch angelegten Kieswegen und Beeten, die von niederen, sauber gestutzten Buchshecken umrahmt sind. Ein Relikt aus der nationalen Gartenbauausstellung, die hier 1980 stattfand. Die Hecken durften bleiben, als Bioterra den Garten im Frühling 2018 übernahm. Es ist mit rund 50 Quadratmetern der kleinste der sechs Regionalgärten. Den Charme macht vor allem aus, dass in den barock anmutenden Beeten bis zum Spätsommer kunterbuntes, «proletarisches» Gemüse heranwächst: von rot- und gelbstieligem Mangold über Kartoffeln bis zu hochrankenden Stangenbohnen und Baumspinat. Den Raum dazwischen nehmen Ringelblumen, Kapuzinerkresse und andere essbare Blütenpflanzen ein.

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Gärtli im Park, Bild von Natacha Salamin
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Das Gärtli im Park, Bild von Natacha Salamin.

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Im Zentrum des Gartens ragt pyramidenförmig die Kräuterinsel in die Höhe, auf der Rosmarin, Thymian und Co. um die Wette wachsen. Und in den Hochbeeten am Rand dürfen die Erdbeeren unter sich bleiben. Die grosse Pflanzenvielfalt in diesem kleinen Bijou können nicht nur die Gartenkinder entdecken, sondern auch die Parkbesucher*innen. «Ab dieser Saison werden wir Schiefertafeln anbringen, auf denen Wissenswertes und Besonderes über einzelne Pflanzen zu lesen sein wird», sagt Eva Coors, Co-Leiterin des Gärtli im Park. Inspiration und Information à discrétion. Das Ernten aber bleibt, wie bei allen öffentlich zugänglichen Bioterra-Regionalgärten, den Gartenkindern vorbehalten.

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Gärtli im Park - Münchenstein BL

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CHARAKTERISTIK: Kleines Gartenjuwel als integraler Bestandteil des «Park im Grünen»
GÄRTNERN MIT KINDERN: Einen Freitagnachmittag pro Monat von April bis September
ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICH: Immer
ORT: Im Park im Grünen (ehemals Grün 80)

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Der Urbane

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Dass draussen Autos einparken, Busse vorbeifahren und Einkaufswagen ratternd über die Strasse geschoben werden, bekommt man im Garten am Bach kaum mit. Denn der Verkehr hier drinnen übertönt den dort draussen: Bienen und Hummeln summen, Schmetterlinge flattern geschäftig von einem Beet zum nächsten. Während rundherum die Luft über dem Asphalt flimmert, sorgt das grüne Ensemble im Garten für sommerliche Frische und schattige Sitzgelegenheiten.

Der Garten am Bach, der jüngste der Bioterra-Regionalgärten, ist eine 600 m grosse Insel zwischen Bahngleis, Hauptstrasse und Einkaufszentrum, auf der man gerne strandet. Es ist ein Stück Natur mit vielfältigen Lebensräumen wie Ruderalflächen, Totholz und einer Eidechsenburg. «Ich finde es faszinierend, wie schnell die Natur diesen Ort erobert hat», sagt Kathrin Hälg, die den im Juni 2021 eröffneten Garten leitet. Faszinierend deshalb, weil hier vorher eine Betonwüste war – und der Garten auf gerade mal etwa 40 cm tiefer Erde gedeiht, die provisorisch auf den Asphalt aufgeschüttet wurde. Denn der Garten am Bach ist ein Garten auf Zeit. Er ist Teil des Areals Bach, eines brachliegenden Geländes im Sankt Galler Quartier St. Fiden, das in einigen Jahren überbaut und bis dahin von verschiedenen Akteuren zwischengenutzt wird. «Er soll Lebensraum für viele Pflanzen, Kleintiere und Insekten sein», sagt Kathrin Hälg, «und die Menschen inspirieren.»

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Garten am Bach - St. Gallen

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CHARAKTERISTIK: Aufgeschüttete Gartenpracht – eine sinnvolle Zwischennutzung zur Begrünung einer asphaltierten Fläche
GÄRTNERN MIT KINDERN: Jeden Mittwochnachmittag von April bis September
ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICH: Immer
ORT: Auf dem «Areal Bach» beim Bahnhof St. Gallen St. Fiden

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Garten am Bach, Bild von Isabel Plana
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Garten am Bach, Bild von Isabel Plana

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Weitere Regionale Bioterra-Gartenkind-Gärten in der Schweiz

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LORTOBIO — Gudo TI

CHARAKTERISTIK: Mit seiner Artenvielfalt und den vielen selten gewordenen Pflanzen und Tieren ein besonderer Naturerlebnisort für Kinder
GÄRTNERN MIT KINDERN: Jeden ersten Samstag im Monat von April bis September
ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICH: Immer
ORT: Gudo TI (Nähe Bellinzona)

MUSEGG-GARTEN — Luzern

CHARAKTERISTIK: Riesiger naturnaher Garten mit wunderbarer Sicht auf die Stadtmauer
GÄRTNERN MIT KINDERN: Jeden zweiten Mittwoch von Mai bis Oktober
ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICH: Nein
ORT: Kreuzung Luegislandegg- und Diebold-Schilling-Strasse, Luzern

GÄRTLI IM KLOPSTOCK — Zürich

CHARAKTERISTIK: Mitten in der Stadt und doch ruhig – das Biogärtli in Zürich am neuen Standort im Kreis 2
GÄRTNERN MIT KINDERN: Jeden zweiten Mittwoch von Mai bis Oktober
ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICH: Nein
ORT: Klopstockstrasse Zürich

Gespeichert von Kathrin Frei Glowatz (nicht überprüft) am Sa., 28.05.2022 - 23:15

Grüezi
als Primarlehrperson (und ausgebildete Landschaftsarchitektin) engagiere ich mich heute für eine naturnahe Schulhausumgebung in Winterthur. Den schulhauseigenen Schulgarten pflegen und betreuen heute andere Lehrpersonen. Meine Frage: Sollen, bzw. können Gartenkind-Gärten (auch) auf Schularealen angelegt werden oder ist es ratsamer für diese andere Flächen in einer Stadt zu suchen? Für eine kurze Antwort herzlichen Dank und viele Grüsse Kathrin Frei Glowatz

Gespeichert von juliamueller am Do., 02.06.2022 - 16:31

Liebe Frau Frei Glowatz, vielen Dank für Ihren Kommentar. Es gibt einige Gartenkind Gärten auf Schulgelände, welche in der Freizeit mit den Kindern bewirtschaftet werden. Falls Sie Interesse haben, einen Gartenkind-Garten aufzubauen, können Sie sich gerne bei Regina Hofstetter melden, r [dot] hofstetter [at] bioterra [dot] ch

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