Naturnahe Blütenoase Claudia Ebling Header-Bild Benedikt Dittli

Naturnahe Blütenoase

Weltweit wird am Internationalen Tag der biologischen Vielfalt aufgerufen, dem Schutz und der Erhaltung von Arten, Lebensräumen und genetischer Vielfalt grössere Anstrengungen zu widmen. Dafür braucht es unter anderem Menschen, die sich entscheiden, nachhaltig zu leben. Menschen, die handeln. In diesem Sinn ist jeder naturnahe, biologisch bewirtschaftete Garten, jeder Krötenteich und jedes Igelversteck ein Schritt in die richtige Richtung. Bioterra vernetzt Menschen, die auf diesem Weg sind, teilt Fachwissen und Begeisterung. So auch Claudia Ebling, Leiterin des Lehrgangs Kursleitende Bioterra (LKB), deren naturnaher Garten wir in der Mai/Juni-Ausgabe der Zeitschrift «Bioterra» zeigen.

Auszug aus der Titelgeschichte «Naturnahe Blütenoase» von Sandra Weber aus der Bioterra-Ausgabe Mai/Juni 2023.
Bilder: Benedikt Dittli

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Ein naturnaher Garten muss nicht verwildert sein, wie Claudia Ebling mit ihrem zauberhaften Naturgarten beweist. Ob Mensch oder Tier - hier fühlen sich einfach alle wohl. Die Leiterin des Lehrgangs Kursleitende Bioterra (LKB) hat auf 2800 m2 einen naturnahen Lebensraum mit unzähligen Kleinstrukturen geschaffen. Von Anfang an hat sie Wildbienen, Florfliegen, Igel, Vögel und Eidechsen beim Einnisten in dieses Paradies unterstützt. Ihr Garten bietet einheimischen Lebewesen deshalb nicht nur Unterschlupf und Nistgelegenheiten, sondern vor allem auch Nahrung. Letzteres gehe nämlich allzu oft vergessen, sagt die Gartenfachfrau.

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«Wildbienennisthilfen hängen mittlerweile fast in jedem Garten. Noch wichtiger aber wäre eine vielfältige Bepflanzung, welche den Tieren durch die ganze Saison Pollen und Nektar anbietet.»

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Die Gartenfachfrau hat sich intensiv mit den rund 600 einheimischen Wildbienenarten befasst. Sie versucht, in ihrem Garten eine möglichst grosse Bandbreite an einheimischen Wildstauden anzubieten, damit der Tisch für alle reichlich gedeckt ist – auch für diejenigen Wildbienen, welche auf ein paar wenige Pflanzenarten der gleichen Gattung angewiesen sind, wie die Natternkopf-Mauerbiene oder die Glockenblumen- Scherenbiene. Aber man findet bei ihr auch nicht einheimische Stauden: Hauptsache, sie seien robust und werden von Insekten besucht, sagt Claudia Ebling, ein grosser Fan von Allium, Wildrosen und Päonien.

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Naturnahe Strukturen – Lebensräume für einheimische Tiere

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  • Wildbienenraketen
    Viele Wildbienenarten bevorzugen vertikale Nistplätze. Zu ihrer Unterstützung markhaltige Zweige und Stängel von Brombeeren, Königskerze, Sonnenblumen etc. in 30 bis 40 cm lange Stücke schneiden, zusammenbinden und aufrecht an einem längeren Stock befestigen, den man in den Boden steckt oder an einem Hag festmacht.
  • Totholzskulpturen
    Grössere, abgebrochene Äste z. B. von Obstbäumen machen sich toll als strukturbildende Elemente in Beeten. Sie werden mit etwas Glück bald kleine Löcher aufweisen, die vermuten lassen, dass die wunderschöne, dunkelblaue Holzbiene Nachwuchs erwartet.
  • Asthaufenpalast
    Ob als ordentliche Beige für einen natürlichen Sicht- oder Windschutz, als wilder Berg unter Sträuchern oder, ganz elegant, als Benjeshecke – eine Kombination aus Astwall und lebenden Sträuchern – den Tieren ist die Form egal. Hauptsache,Totholz. Es ist Nistplatz, Unterschlupf, Jagdgebiet und Nahrung für fast alle Gartenlebewesen.
  • Trockenmauerparadies
    Trockenmauern, also unvermörtelt aufgeschichtete Mauern aus einzelnen Steinen (z.B. Sandstein) sehen nicht nur schön aus, ihre Ritzen sind auch beliebte Verstecke für Spinnen und Insekten sowie ihre Jäger, Blindschleichen und Eidechsen. Um auch Schmetterlingen und Bienen etwas zu bieten, kann eine Mauer mit trockenheitsliebenden Stauden wie Hauswurz, Sedum, Glockenblumen, Steinbrech und Zimbelkraut bepflanzt werden.
  • Zwitscherhecke
    Eine vielfältige Wildobsthecke erfreut mit ihren Blüten im Frühjahr Mensch und Bienen. Im Herbst locken ihre Nüsse und Beeren Eichhörnchen, Siebenschläfer und Vögel aller Art. Zudem ist sie ein ideales Versteck und Kinderstube für Neuntöter, Heckenbraunelle, Amsel und Mönchsgrasmücke. Zur Bepflanzung eignen sichSträucher wie Hasel, Berberitze, Weissdorn, Kornelkirsche, Wildrose, Schneeball, Geissblatt, Felsenbirne, Aronia und Pfaffenhütchen.
  • Florfliegenhotel
    Die Larven der zarten, hellgrünen Netzflügler ernähren sich hauptsächlich von Blattläusen, während die Imagines wichtige Bestäuber sind und Doldenblütler lieben. Oft fehlt es den Tieren an Winterschlafplätzen. Ein mit Stroh gefülltes Florfliegenhaus sollte von unten und vorne mit rot oder braun gestrichenen Lamellen versehen werden und eine Grösse von mindestens 30 mal 30 mal 30 cm aufweisen, damit es von den Tieren gefunden wird. Das ist bei den im Handel erhältlichen Häusern leider selten der Fall. Geeignete Häuschen werden auch von Marienkäfern benützt.
  • Sandlinse
    Eidechsen und viele Wildbienenarten graben ihre Nistplätze in Sand. Offene, ungestörte Sandflächen sind nur selten zu finden. An einer sonnigen Stelle eine 40 bis 50 cm tiefe Grube ausheben. Eine mindestens 5 cm dicke Drainageschicht aus Kies einfüllen, darauf eine 45 cm dicke, leicht lehmhaltige Sandschicht. Mit Ästen oder Steinen einfassen, um das Wegspülen durch Regen zu vermeiden. Mit dicken Ästen, Dornenzweigen oder Gitter vor Katzen schützen. Fläche vorsichtig frei halten. Nie neuen Sand auf bestehende Fläche aufschichten!
  • Blumenwiese
    Eine echte Magerwiese braucht einen sonnigen, nährstoffarmen Boden, was in Schweizer Gärten selten der Fall ist – es müsste vor dem Ansäen Grasnarbe und Humus abgetragen und ein nährstoffarmes, durchlässiges Substrat ausgebracht werden. Allerdings sind auch nährstoffreiche Wiesen, wenn sie nicht gedüngt wachsen, blühen und sich versamen dürfen, für viele Insekten wertvoll und allemal besser als ein Rasen. Sie gewinnen zusätzlich an Wert, wenn man im Herbst Zwiebeln von Frühlingsblühern vergräbt.

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Claudia Ebling

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Es wäre schön, wenn es Pflanzen wären, die auch Bienen und Schmetterlinge anlocken, dachte sich Claudia Ebling, als sie vor 18 Jahren ihren Garten mit Bauerngarten- und Wildstauden neu bepflanzte. «Da eröffnete sich mir eine völlig neue Welt. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto spannender wurde es.» Inspiriert durch die Bioterra-Kursleiterausbildung 2013, absolvierte sie anschliessend den Lehrgang «Naturnaher Garten- und Landschaftsbau» an der ZHAW in Wädenswil sowie die Ausbildung zur Erwachsenenbildnerin. Heute ist sie für die Ausbildung angehender Bioterra-Kursleiter* innen zuständig und unterrichtet auch mehrere Module, etwa zum Thema «Tiere im Garten». Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist stets die Frage, wie sich mehr Biodiversität in den Garten holen lässt.

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Portrait Claudia Ebling Bild Benedikt Dittli

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