Oda Ursula Müller Ruff

Bravo an die Klima-Seniorinnen!

Von Strassburg zurück in ihrem Garten in Zürich geniesst Klima-Seniorin und langjähriges Bioterra-Mitglied Oda U. Müller etwas Erholung. Dies nachdem sie hautnah dabei war, als die Grosse Kammer des Gerichtshofs am 9. April 2024 im Fall der Klima-Seniorinnen geurteilt hat, dass die Schweiz die Menschenrechte der älteren Frauen verletzt, weil das Land nicht das Nötige gegen die fortschreitende Klimaerwärmung tut. Wir haben bei ihr nachgefragt, wie sie das deutliche Urteil mit weltweiter Signalwirkung erlebt hat.

Herzliche Gratulation an euch Klima-Seniorinnen! Der Europäische Gerichtshof in Strassburg hat die Schweiz aufgrund eurer Klage am Dienstag, 9. April gerügt, weil sie in Sachen Klimaschutz zu wenig macht. Sie waren hautnah dabei – wie haben Sie den Tag erlebt?

Oda Müller: «Nach 8 Jahren Vorbereitungszeit war dies am Dienstag natürlich ein sehr spezielles frühes Aufwachen. Schon vor der Urteilseröffnung um 10:30 Uhr gab es Medienkontakte. Dann kam der Moment, als die Vorsitzende das Urteil eröffnete. Ich hielt den Atem an, versuchte, das juristische Englisch zu verstehen. Ich glaubte, es verstanden zu haben, dachte gleichzeitig das wäre so unglaublich, dass ich meinte, es doch missverstanden zu haben. Bis mich meine Nachbarin, eine englischsprachige Juristin, umarmte. Da war mir klar: wir haben Recht bekommen. Recht beim Artikel 8 und Artikel 13 der EMRK (Europäische Menschenrechtskonvention).* Was wir nie zu träumen gewagt hatten.

Das ist einfach umwerfend! Wir umarmten uns, konnten diesen grossen Erfolg kaum fassen. Tränen des Glücks. Wir wissen, dass dieser Entscheid – immerhin mit 16:1 Stimmen gefällt – grosse Auswirkungen haben wird. Und das nicht nur in der Schweiz, sondern in Europa und weltweit. Nach dem Briefing durch unsere Anwältin erwarteten uns unsere Mitglieder im Foyer mit Bravorufen. Danach folgte ein riesiger Medienansturm. Der Tag war gefüllt mit Interviews und Austausch und wurde am Abend mit einem gemeinsamen Nachtessen ohne Medien gefeiert.»

Stichwort Klimaschutz und ihr ganz persönlicher Alltag: Was ist Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig? 

«Vieles: Ich habe vor vier Jahren mein Auto verkauft und fliege seither auch nicht mehr. Im Garten ist es klar, dass ich biologisch ohne Gift gärtnere. Ich achte auf Biodiversität, also auf Pflanzen, die für Insekten wichtig sind. Ich habe Bienenhotels und Nistkästen. Im Winter füttere ich die Vögel regelmässig. Ausserdem koche ich sehr häufig vegetarisch und achte dabei auf saisonale Bioprodukte. Ich wasche nur noch alle 2 Wochen und dusche mich auch nur noch jeden zweiten Tag. Die Liste liesse sich fortsetzen und es kommt immer Neues dazu. Trotzdem ist mir wichtig, dass ich nach wie vor das Leben geniesse und es nicht in einem Masse einschränke, dass meine Lebensfreude verloren ginge. Die vielen Informationen über den Klimawandel und dessen Folgen davon erschrecken mich ausserordentlich. Der Weg mit den Klima-Seniorinnen erleichtert mir vieles, denn dort kann ich diese Sorgen und Ängste in Handlung umsetzen.»

Und wie geht es jetzt weiter mit den Klima-Seniorinnen?

«Das ist eine häufig gestellte Frage. Zuerst werden wir am Freitagabend, 12. April 2024 in Bern feiern. Sicher ist ausserdem, dass der Verein weiterbestehen wird. In welcher Form, werden wir noch klären. Mitglieder sind immer noch sehr willkommen. Wir verlangen keinen Mitgliederbeitrag und Anmeldungen sind via unsere Website klimaseniorinnen.ch möglich. Unsere Bedingungen: die Frauen müssen mindestens 64-jährig sein und einen Wohnsitz in der Schweiz haben.»

*Der Artikel 8 sichert das Recht auf Privat- und Familienleben und schliesst die Gesundheit ein. Artikel 13 besagt, dass uns die Schweizer Gerichte nicht das nötige Gehör zugestanden haben.

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Oda U. Müller ist seit mehreren Jahrzehnten Mitglied bei Bioterra, mit einem kurzen Unterbruch, und seit der Gründung des Vereins im August 2016 Mitglied bei den KlimaSeniorinnen. Seit 2017 ist sie in dessen Vorstand aktiv. Vor ihrer Pensionierung war sie Sozialarbeiterin auf der Jugendanwaltschaft.

Bild: Oda U. Müller vor dem Gericht in Strassburg, co Shervine Nafissi / Greenpeace

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Oda Ursula Müller Ruff in Strassburg, co Shervine Nafissi / Greenpeace

Gespeichert von fachstelle.ng@… am Mo., 15.04.2024 - 09:12

Wirklich sehr erfreulich, was die Klimaseniorinnen erreicht haben!!!

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