GARTENPORTRÄT Eine Wolfsmilch mit ihren leuchtenden gelbgrünen Blättern. «Mit keiner anderen Pflanzen- «Mit keiner anderen Pflanzen- «Mit keiner anderen Pflanzen- «Mit keiner anderen Pflanz «Mit keiner anderen Pflanzen- «Mit keiner anderen Pflanzen- gruppe kann man so gruppe kann man so timmungsvolle Bilder sch stimmungsvolle Bilder schaffen wie mit Stauden.» Vo n S a ra h Fa s o l i n Der Garten ist immer da. Frühmorgens, wenn Xavier Allemann aufsteht und aus dem Fenster schaut. Tagsüber, wenn Alle- mann mit seinen Mitarbeitern in der Gärtnerei arbeitet. Nach Feierabend, wenn er auf der Veranda sitzt oder am Stuben- tisch noch ein paar Schreibarbeiten erledigt, sieht er ihn durch die grosse Fensterfront der zur Wohnung umgebauten Scheune. Ein altes Ofenhaus steht mittendrin und verbreitet rustikalen Landleben-Charme. Doch die Hauptrolle spielen hier die Stauden, die in Beeten zwischen geschwungenen Rasenwegen hindurch führen; hoch aufragende Selbstdar- steller und gedrungene Bodendecker. Stauden mit fedrig- leichten Blüten oder samtigen Blättern. Solche die lange blühen und andere, die sich mit einem Kurzauftritt begnügen. Hinter den Staudenbeeten liegt einer der Arbeitsbereiche der Gärtnerei, durch Hecken optisch abgetrennt. Bäume und Sträucher begrenzen das Grundstück, lassen aber auch gros- se Lücken, damit der Blick auf die umliegenden Felder und den Wald wandern kann. Hierhin, ins freiburgische Cormérod direkt an der Sprach- grenze, ist der Gärtnermeister Xavier Allemann vor zehn Jahren gezogen. Zuvor hatte er viele Jahre in einem Baumarkt den Pfl anzeneinkauf betreut und sich am Ende danach ge- sehnt, seine Hände wieder selber in die Erde stecken zu kön- nen. Eine Freundin verkaufte ihm und seinem damaligen Freund, Schriftsteller Nicolas Couchepin, die Scheune ihres Bauernhauses und stellte ihm das Land zur Verfügung, damit er den Traum einer eigenen Gärtnerei und eines eigenen Gartens verwirklichen konnte. Er nannte sein Projekt «lautrejardin», der andere Garten. Einer, der etwas zeige, was in der Romandie erst langsam entdeckt werde: Die Gestaltung mit Stauden. Gartenbilder aus Wolfsmilch, Indigolupine, Storchschnabel, Gräsern, Mohn und vielen mehr. «Mit keiner anderen Pfl anzengruppe kann man so stimmungsvolle Bil- der schaffen wie mit Stauden», sagt Allemann. Als er anfi ng, dienten ihm bewährte Staudenmischungen als Basis. «Sich an Bewährtem zu orientieren, gibt in einer ersten Phase Sicherheit ,» sagt er, «darauf kann man aufbauen und schliess- lich seinen eigenen Stil entwickeln.» In seiner Freizeit be- suchte er viele Staudengärten Europas, darunter immer wieder den Hermannshof im deutschen Weinheim (siehe S. 26). Mit einem Notizblick in der Hand durchstreifte er den Schau- und Sichtungsgarten zu unterschiedlichen Jahres- zeiten. Notierte sich Pfl anzennamen und andere Ideen. In Cormérod legte er dann seinen Garten an. Die steile Böschung vor dem Haus gestaltete er mit Zwetschgen-Far- ben. Lila, gelb, grün – alles Farben, die einen Zusammenhang haben mit den alten Zwetschgenbäumen, die hier ebenfalls stehen. Gleichzeitig korrespondieren die Zwetschgen-Farben mit der bemalten Fassade des Bauernhauses. An einer Haus- seite entstand ein weisses Gartenzimmer, das von Weiss- dorn-Hecken umgeben ist. In den mit Buchs eingefassten Beeten wachsen nur weisse und cremefarbene Pfl anzen. Ein schmaler Durchgang verbindet den weissen Garten mit dem grössten Gartenteil auf der Hinterseite, den grosszügigen Staudenbeeten. Zehn Jahre lang waren sie als langgezogene Bänder angelegt, welche die Perspektive Richtung Wald be- tonten. Dies schien ihm mit der Zeit zu starr. Er wollte mehr Bewegung, mehr Dynamik, mehr Gefühl reinbringen. «Jetzt ist die Zeit reif für einen Neuanfang», sagte er sich vor ein paar Monaten, «es sind so viele Bilder in meinem Kopf, so 22 B I O T E R R A 4 / 2 0 1 4